Donnerstag, 22. Juli 2010

Völlig neben der Spur

Limu-Ruhe, so könnte dieser Ort hier ebenso heißen.

Endlich sind wir also wieder angekommen in Susi’s nettem Domizil weitab von jedem Schuss und Straßenverkehr und ein bisschen inmitten feuchtkalt-lausiger Kälte. Dennoch bin ich froh, nach unserer langen Reise endlich wieder hier zu sein, denn nach wie vor ist mein netter kleiner Infekt noch nicht ganz ausgestanden. So mache ich heute einen weiteren Tag blau auf Susi’s Sofa, während Samuel und Susi nochmal Richtung Nairobi unterwegs sind.

Zuletzt schrieb ich von der Dachterrasse des Backpacker Hotels in Arusha, von wo aus man nicht nur einen wundervollen Ausblick auf den Mt. Meru (siehe oben, der 5.-höchste Berg in Afrika) genießen konnte, sondern auch auf den permanent mutierenden Verkehrsknoten direkt vor der Haustür, letzterer mehr hör-als-sichtbar. Man braucht vermutlich einen kleinen Moment, um anhand des Bildes rechts zu erkennen, ob in Arusha nun Links- oder Rechtsverkehr ist. Fraglich, ob die Hundertschaften von Dalladalla-Fahrern eine eindeutige Antwort auf diese Frage geben wöllten.

Nun denn, meine Leistung des vorgestrigen Arusha-Tages bestand im Wesentlichen darin, für uns beide Bustickets zu organisieren und diese noch um stolze 4 Dollar herunterzuhandeln, so dass wir nun dummerweise doch noch eine ganze Menge tansanischer Schillinge übrighaben. In jedem Fall war im Service inbegriffen die Abholung direkt vom Hotel, was natürlich sehr erfreulich war, zumal ich ohnehin schon ein bisschen durch den Wind war.

Nach einem netten morgendlichen Frühstück auf bereits beschriebener Dachterrasse, welches für mich aus Kamillentee, Kamillentee und Kamillentee bestand, begaben wir uns zu vereinbartem Zeitpunkt ins Foyer unserer Unterkunft. Tatsächlich parkte fast pünktlich ein Fahrzeug vor der Tür und ein Aufkleber des Reiseunternehmens „Riverside“ verriet uns, dass wir die abzuholenden Kunden wären.

Tatsache, die Reise fing ganz nett an: Wir wurden abgeholt in einem geräumigem 6-Sitzer-Bus und einen kleinen Moment hatten wir tatsächlich davon geträumt, in diesem überaus gemnütlichen Gefährt Nairobi zu erreichen. Nach einer anfänglichen, schwer nachzuvollziehenden Stadtrundfahrt, bei der wider Erwarten keine weiteren Reisegäste eingeladen wurden, trafen wir jedoch kurz vor 8 auf einem kleinen privaten Busplatz ein, wo wir dann doch in einen größeren Shuttle-Bus umsteigen sollten. Gesagt getan, das Gepäck aufs Dach geschnallt und uns in die noch übrigen Sitznischen gequetscht: Auf ging‘s nach Nairobi!

Zu Beginn der Reise dachte ich noch, die anfängliche Buckelpiste müsste uns doch irgendwann auf den Highway nach Nairobi führen, aber eher das Gegenteil war der Fall. Nach und nach wurde mir klar, dass wir uns permanent mitten auf einer Baustelle befanden. Offenbar war sowohl Kenianern als auch Tansanianern bewusst, dass jene Verbindung zwischen Arusha und Nairobi wohl recht wichtig sei, so dass diese ausgebaut werden müsse. Unglückliches Ergebnis jener Überlegung: Die etwa 400 Kilometer lange Strecke wurde auf ganzer Länge gleichzeitig gesperrt und saniert! So kam es, dass wir uns mit Ausnahme von wenigen Kilometern immerzu mal rechts mal links der künftigen Straße auf Sturzackern jenseits jeden Begriffs vorwärtsbewegten. Es rumpelte und schüttelte, es war unglaublich. Unmengen von Staub wurden aufgewirbelt, eingeatmet und wieder ausgehustet. Es war wirklich zum Heulen.

An der Grenze schließlich stapften wir die etwa 50 Meter Nowhere-Land (zwischen den Grenzpfosten) zu Fuß durch ca. 10 Zentimeter tiefen allerfeinsten rotbraunen Staub.

Ganz anders beeindruckend war indess der absolut abrupte Wechsel der Landschaft außerhalb des Busses. Von einem Moment auf den anderen fanden wir uns in einer staubtrockenen Steppe wieder, in der man jegliches Leben in solcherlei Dürrezeiten für unmöglich halten sollte.

Dennoch schlurften in größeren Abständen einzelne Gruppen der auffällig rotblau-kariert-gekleideten Massai quer durch diese trostlose und doch irgendwie faszinierende Staubwüste, in der Regel eine kleine Herde Kühe vor sich hertreibend.

Alles in allem war diese Busfahrt dennoch eine nicht unerhebliche Zumutung. Wenn man sich vor Augen hält, dass diese Strecke genauso wie die bereits geschilderte Mombasa-Dar-es-Salaam-Strecke zu den Nord-Süd-Achsen Ostafrikas gehört, ist die Qualität der Straße selbst für gut trainierte Achterbahnfahrer haaresträubend.

Hinzu kam, dass uns nach ca. 5 Stunden, also der angesagten Reisedauer die Trinkwasservorräte ausgingen, die wir ehrlich gesagt für diese Reise auch nie besessen hatten. Ein kurzer Stopp an der Grenze gegen 11 Uhr war die letzte Pause, bei der wir unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigen konnten. Und bis gegen 16 Uhr sollte unsere Reise noch dauern. Gut, dass ich das da noch nicht wusste. Ich wäre wohl kollabiert.

Völlig ausgetrocknet war ich, als wir kurz vor 16 Uhr in Nairobi endlich anhielten und so schleppte ich mich mit letzter Kraft noch vor dem Abladen des Gepäcks in irgendein Restaurant, um mir erstmal einen halben Liter Wasser in den Bauch zu gießen. Uff, was war das für eine Tour gewesen!

Ich war echt alle. Als kleinen Wermutstropfen leisteten wir uns ein Taxi nach Limuru, das etwa eine dreiviertel Autostunde außerhalb von Nairobi liegt. Immerhin den kleinen aber üblichen Verhandlungsmarathon mit dem Taxifahrer hatte ich noch zustande gebracht, so dass wir schließlich für 1700 Kenianische Schillinge, also knapp 17 Euro wieder hier am Nest landeten.

Unser erster Weg führte uns auch gleich ins „Childrens Home“ wo uns eine große Schar von Kindern auch gleich mit Highspeed ungebremst in den Bauch rannten. Na wenigstens diesen Schmerz konnte man sich verlachen ;o) Es war schön wieder da zu sein. Die Kids wussten unsere Namen noch (ein paar von den Kids wusste ich auch noch) und wir wurden ein weiteres Mal sehr herzlich empfangen.

Nun heute wie gesagt mache ich Pause und ein passendes Antibiotikum namens Ciprofloxacinhydrochlorid aus Susi’s Hausapotheke vertreibt meinen Bauch-Fasching langsam, aber sicher: Glücklicherweise war Susi’s Hausärztin in Fragen der präventiven Ausstattung mit Antibiotika etwas großzügiger als meine.

So bleiben uns nun noch gute zwei Tage hier im Nest. Morgen werd ich mich wohl auch wieder unters Volk mischen und am Samstag… na das werden wir wohl am besten am Samstag sehen.

So grüßt aus Limuru ein weiteres mal ganz herzlich Euer Philipp, nebst mit Abwesenheit glänzendem Samuel

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Philipp!
Nochmal danke für deine SMS, ich war wirklich überrascht :)
Wenn man deine Einträge hier so liest bekommt man glatt Fernweh und Lust auf Abenteuer!
Gruß Charly