Dienstag, 13. Juli 2010

Gerumpel, Geschwitze und Generve

Nach nicht wirklich langer Offline-Pause nun endlich wieder ein Lebenszeichen von uns aus Dar es Salaam. Mit dem Internet war es seit gestern abend etwas schwierig geworden, da Safaricom trotz angekündigten Roaming-Möglichkeiten nach Tanzania heute mittag seinen Dienst vollends versagte und dann schließlich gar kein Netz mehr zu bekommen war.

Ich gehe also unter die Sim-Karten-Sammler (nicht dass ich zu Hause nicht schon 4 oder 5 hätte) und befinde mich nun im stolzen Besitz einer 1000Shilling Vodacom-Simkarte (sind ca. 53 €cent) und kann offenbar auch hierüber ins Netz. O Wunder was. Ein Hoch auf die Inder, die haben Ahnung von dem ganzen technischen Zeug und halfen mir heute geduldig… Aber nun genug der Nebensächlichkeiten. Nur noch eins: die neue Nummer: +255752977862.

Ich bin noch einen kurzen Abriss des vorgestrigen Vormittags schuldig, den wir ja am Diani Beach südlich von Mombasa erlebten und von wo aus wir schließlich wieder Richtung Stadt aufbrechen wollten.

Nun, eigentlich hatten wir vor, am Vormittag nochmal flux ins Meer zu hüpfen, weil das einfach so wunderbar türkisblau (zumindest in unserer Erinnerung vom Vortag) war und wir so sagenhaft scharf drauf waren. Naja. Gesagt, geplant, wir waren da, aber das Meer war weg. Wenigstens hundert Meter. Ebbe nennt man das und selbige war im Grunde berechenbarer als alles andere in diesem Land, nur dass wir eben nicht dran gedacht hatten.

So schlurften wir also eine kleine Weile planlos durchs geebbte Gelände voller Korallen und sonderbarer Steinformationen, bis nur wenig später 2-3 Kenianer wie zufällig unseren Weg kreuzten und für uns beide immer mehr sonderbare Wassertierchen aufspürten und sich somit eine ausführliche Ebbe-Meeres-Tour entwickelte, die schließlich bis auf ein vorgelagertes Riff führte. Zu meiner nicht direkt positiven Überraschung entdeckten wir ganz unweit der Stelle, an der wir noch am Vortag lustig rumgeplanscht hatten, eine unglaubliche Ansammlung von (kaum übertrieben) tausenden von Seeigeln, mit (einem von) denen ich schon vor 7 Jahren im Indischen Ozean bei Sansibar Bekanntschaft gemacht hatte. Nicht weniger als 40 Stacheln in meinem rechten Fuß hatten damals eine mindestens 3 Monate andauernde Erinnerung wach gehalten.

Die beiden „Guides“, die sogar ein ganz erkleckliches Repertoire an Deutsch hatten, führten uns sicher durch die Seeigelmeere und entlang von Steinfischen, Seesternen und Tintenfischen, fast wie in einem Streichelgehege. Sagenhaft! Und alles wie meistens - völlig ungeplant.

Naja. Am Ende gab es wie zu erwarten war, eine nicht zu knappe Verhandlungsphase um den Preis dieser kleinen Tour. Für lau gibt’s hier dann doch fast nix. (Spruch des Kenianers: „Ohne Moos nix los!“ Die Faustregel, so scheint mir ist, dass man den zuerst genannten Preis im Schnitt auf ungefähr ein Fünftel herunterhandeln kann, so dass in diesem Fall von 2500KSh noch 500 übrig blieben. Ca. 5 Euro.

Wirklich witzig war, dass ein anderer Kenianer gleich im Anschluss auf mich zukam, und mich fragte, ob ich ihm eine 2 Euro-Münze tauschen könnte, denn die kann man hier tatsächlich nicht loswerden.

Ich dachte ok, was soll’s, und Samuel zog los, um 700KSh aus unserem Quartier zu holen. Wir bezahlten den Guidis 500 und dem Eurofinder 200. Gleich danach kam ein anderer Wakenia und bot wirklich hübsche Muscheln feil. Und was soll ich sagen: Für eine 2-Euro-Münze hat er mir ein imposantes Teil verkauft ;o) So bleibt doch alles in der Familie.

Unser Weg führte uns nach dem Mittagessen zurück nach Mombasa, denn Samuel wollte gern noch ein bisschen durch die Stadt bummeln und wir brauchten ohnehin ein Busticket nach Dar für den nächsten Morgen.

In Mombasa angekommen, suchten wir zuerst die uns empfohlene Unterkunft auf, was sich als einzigartige Schnitzeljagd entpuppte. Das „Mombasa Backpackers“ ist wirklich nett, aber in mehrfacher Hinsicht ein Geheimtipp, denn selbst wenn man direkt davorsteht, gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass man schon lange da ist. Mit einem Dreiradtaxi, wirklich amüsant eigentlich, gurkten wir ungefähr eine Stunde durchs Gelände und haben wenigstens 7mal nach dem Weg gefragt. Selbiges Fragen führt immer wieder in Dillemata, denn sämtliche Afrikaner geben äußerst ungern zu, dass sie mal nicht Bescheid wissen und schicken einen deshalb lieber ins Nirvana als ihre Unwissenheit einzugestehen. Mehrmals endete unsere Fahrt demnach in Sackgassen.

Nun denn, unser Fahrer war nach dieser Tortour wirklich genervt, ließ sich aber immerhin wieder aufheitern. Ich schlug ihm vor, er soll vorn auf sein Taxi schreiben: „I know the Mombasa Backpackers!“ Nicht ausgeschlossen, dass das jetzt wirklich der Fall ist und wahrscheinlich bringt es ihm tatsächlich Kundschaft.

Eingecheckt und geduscht machten wir uns gegen 3 nochmal auf den Weg in die Innenstadt, nun wissender und per Matatu (Kleinbus) reisend. Wir stiebten quer durch die Stadt auf der Suche nach Attraktivitäten und dem Bus-Office. Das erste Mal in diesem Jahr war ich nun wirklich genervt von diesem Land. In Mombasa war es irre irre laut, überall trötet und brummt es, hunderte von Bussen und Taxis, Müll ohne Ende und unüberschaubar viele Menschen. Nicht wenige würden einem gern irgendwelchen Reis verkaufen und die Frage nach einem bestimmten Bus-Office führt einen meistens genau in ein anderes, weil jeder irgendwie jeden zu kennen scheint und die Büro’s Provisionen für vermittelte Kunden zahlen. Dazu die Hitze und ein bisschen Eile: Ich hatte die Nase voll und ganz ordentlich Kopfsc hmerzen. Nun denn, es half nichts: Wir fanden schließlich sowohl den gesuchten Busstand als auch die berühmten „Tusks“, die Elefantenzähne, die an einen sowohl an den Elfenbeinhandel als auch den Besuch der britischen Prinzessin 1956 erinnern.

Whatever. Am nächsten Tag ging‘s ja weiter nach Dar. Der Beginn der Reise ist bereits kurz beschrieben. Zu sagen wäre noch, dass die weiter unten beschriebene Holperstraße ein kleines eigens gewidmetes Wiegenlied verdient hätte in Gegensatz zu dem, was uns nach der Grenze (Visa=netter Plausch+50 Euro pro Nase) erwartet hätte. Ein Blogeintrag wäre dort mit keiner Tastatur der Welt mehr möglich gewesen, weil ob der Schlaglöcher und der nicht messbaren Geschwindigkeit des Fahrzeuges alles im Bus auf- und niederhüpfte.

Die Fahrt verlief, mit kurzem Stopp in Tanga, planmäßig, wenn auch wir ca. 17:30 Uhr später ankamen als ich gedacht hätte. Nun wohnen wir hier im Luther House, nicht außergewöhnlich, aber solide und hatten heute einen kleinen Ausspanntag mit Besuch des Fischmarktes (gefühlte ca. 1000 Liter brodelndes Öl auf 100 Quadratmeter) und Relaxen und Sonnenbrand einfangen am Kipepeo Beach.

An letzterem führten wir gleich mehrere Verhandlungsmarathons mit den andauernd aufkreuzenden Beachboys, die uns alles mögliche anboten. Ich glaube, ich bin kein besonders leichter Kunde für die armen Tansanianer, aber unser Rucksack war am Ende doch recht gut gefüllt mit Shukas, Kangas, Tingatingas und Briefkarten. Bis dahin sind die Boys aber mehrere Male beleidigt ob meines Preisvorschlages nöhlend abgezogen, um wenig später und teils wiederholt wieder aufzukreuzen. Aber ich hab ja nicht zuerst gefragt, ob mir jemand was verkaufen will…

Nun für heute genug. Wir sitzen nach einem weiteren Rundgang durch die Stadt inklusive auf Fahrradspeichen gegrillten Fleischspießchen (which meat ever?) im Hotelzimmer und trinken verbotenes Bier, denn Alkohol ist hier angeblich nicht erlaubt. Allerdings gibt es selbst im Restaurant dieses evangelischen Hauses jenen gut gekühlten Hopfenblütentee. Dort jedoch wird es in hübsch mit Servietten verpackten Flaschen serviert. (Eine Geschichte ähnlich der Maultaschen).

Morgen bleiben wir also noch hier, checken quer durch die Stadt und schaun mal, was uns erwartet. Am Donnerstag geht’s plangemäß weiter nach Moshi, wieder eine Tagestour, diesmal entlang der Pare Mountains. Vom Fuß des Kilimanjaro kann ich dann vermutlich wieder was zum Besten geben.

Soweit so gut, es grüßen Euch ganz herzlich Philipp und Samuel. Mungu awabariki!

1 Kommentar:

:micha hat gesagt…

:es ist schön, dass du wieder bloggst. ich erlebe deine einträge mit, als seien sie der einstieg in eine traumhafte welt. vielleicht ist das auch eine art fernweh. aber schön, dass es euch dort unten gut geht.

liebe grüße an samuel, den ich zumindest einmal beim tapezieren gesehen hab