Sonntag, 11. Juli 2010

Mombasa

Gerade sitze ich mit dem Laptop auf dem Schoß auf der ebenerdigen Terrasse unseres kleinen Apartments südlich vom Mombasa am Diani Beach, als es im Baum ca. 7 Meter von mir entfernt tierisch anfängt zu rascheln, sich nicht wenige Äste und Blätter gen Boden bewegen und sich einen Augenblick später eine größere Anzahl von Affen blicken lassen, die anschließend ohne jede Scheu mit Kind und Kindeskindern den Weg vor unserem Hauseingang passieren. Und das alles ohne extra Gebühr für Safaris.

Nun also, wir sind wieder mal angekommen. Unser Tag begann mit einer kleinen Stadttour durch Nairobi und dem Besichtigen des Conference Centers, sowie des dazugehörigen Towers (siehe Bild) sowie der Stadt von oben (kein Bild).

Beeindruckende Vorsichtsmaßnahmen gaben uns ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit: Am Eingang zum Gelände gab es ähnlich dem Flughafen Metalldetektor-Durchgänge, jedoch wurden unsere großen Rucksäcke sowie sämtliche anderen Gepäckstücke außen vorbei gegeben und die Schranke piepste trotz diverser Münzen, Schlüssel und Taschenmesser kein bisschen. Also alles ok.

Vor der Fahrt mit dem Highspeed-Aufzug nochmals Sicherheitskontrollen. Diesmal mit Röntgenscanner, der jedoch außer Betrieb war. Also flüchtige Taschenkontrolle und freundliches Nachfragen der Dame am Schalter, ob das sogleich aus dem Rucksack herausfallende Klappmesser zum Verletzen oder Töten bestimmter Personen auf der Aussichtsplattform gedacht sei. Mein verunsichertes Verneinen beruhigte die Dame sogleich. Nun dann: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. ?? Hmm...

Die Tour mit dem Zug von Kenya Railways war wieder ein kleines Abenteuer und o Wunder, wir kamen kein bisschen verspätet in Mombasa an. Von unserer Ankunft in Mombasa trennten uns in Nairobi allerdings auch ohne delay noch 14,5 Stunden Fahrt, die wir leider zum größten Teil in undurchdringlicher Dunkelheit zurücklegten. Wir reisten im Schlafwagen erster Klasse, etwas anderes ist laut aller Reiseführer auch für hartgesottene Backpacker nicht zu empfehlen. Der von uns benutzte Teil des Zuges war auch tatsächlich recht komfortabel, obgleich sämtliches Equipment im und am Zug noch zur Erstausstattung zu gehören scheint, also mindestens 80 Jahre alt ist. Die deutsche Kolonialzeit dürfte zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme zumindest noch nicht so lange vorüber gewesen sein, denn einige Beschriftungen gibt es sogar auf deutsch. Ein Däne erzählte mir später, dass er mit diesem Zug schon 1972 als damals 7-jähriger unterwegs war und sich außer dem Essen nichts wirklich geändert hätte. Es schien wohl so. Zur Entstehungsgeschichte von Kenya Railways und der Zugstrecke lohnt sich ein Blick in den Wikipedia-Artikel.

Zum Zeitpunkt unserer Abreise war es bereits stockdunkel und so blieb uns nicht viel mehr übrig als auf das Dinner zu warten und uns mit unseren frisch verheirateten amerikanischen Nachbarn im Zug zu unterhalten, die mindestens ihr halbes Abteil mit Gepäck und Bergsteigerausrüstung vollgestopft hatten und auf dem Weg zum Strand und später zum Gipfel des Kilimanjaro waren.

Das Abendessen bekamen wir – eine Stunde früher als erwartet im Speisewagen serviert und tatsächlich: Weiße Tischdeckchen und Kellner in weißen Luvres servierten eine Art Gulasch, panierte Hähnchen, Reis, Kartoffeln und einiges andere. Zwar musste man alles, was man nicht auf einem Teller serviert bekommt, extra bezahlen, aber whatever. Wir sind ja im Urlaub.

Inzwischen waren dann auch unsere Betten gemacht und eine Mütze Schlaf konnte uns nach den Sightseeingtouren der vergangenen Tage wohl nur gut tun. Die Türen sollten auf Anweisung der Schaffner nachts gut verschlossen werden, da bei Stopps des Zuges immer wieder Kinder in die Züge gestiegen wären und nicht selten selig schlummernde Passagiere um einige Wertgegenstände erleichtert hätten.

Bei ziemlichen Gerumpel und Geruckel, Gequietsche und Geknarre, bei dem so manch ein Leser dieses Blogs wohl kein Auge zugetan hätte, schliefen wir tatsächlich, zumindest etappenweise bis zum Schellen der Glocken am nächsten Morgen ca 6.30 Uhr. Das durch lautes Läuten auf sich aufmerksam machende Personal schien Gefallen am mehrmalig wiederholten Passieren unseres Abteils zu haben, so dass Samuel überlegte, die Glocke als Souvenir mit nach Hause zu nehmen.

Nun denn, es erwarteten uns nur noch 3 Stunden und ein Frühstück, bevor wir den Bahnhof Mombasa erreichen würden. Inzwischen war es schon sehr hell und immer wieder säumten den langsam fahrenden oder gar stehenden Zug größere Mengen von Kindern, die teils winkend, teils um Geld bittend auf sich aufmerksam machten und darauf hofften, dass der alte Zug mit seinem wertvollen Inhalt irgendetwas verwertbares fallen lassen würde, was wohl auch hin und wieder vorkam.

Schon kurz vor 10, also lange vor Samuels üblicher Aufstehzeit erreichten wir Mombasa und erlebten eine erstaunlich ruhige Ankunft. Kaum nervende Taxifahrer, eigentlich gar keine Flycatcher, dafür aber mildes Klima und Sonnenschein.

Nun fielen uns nochmals die anderen Zugwaggons auf, aus denen teils schwer bepackte Menschen, überwiegend Frauen, mit etlichen Säcken Mais und anderen Rohstoffen geklettert kamen. Was muss das für die Afrikaner wohl für ein Empfinden sein, dass es die Wazungus offenbar niemals nötig haben, größere Mengen Essen zu transportieren, sich einfach überall alles kaufen können und jede Menge Geld zu haben scheinen, obwohl sie zu Hause noch nicht mal ein anständiges Feld oder wenigstens eine Kuh ihr eigen nennen. Wenn man unser Gepäck mit all dem technischen Schnickschnack, dem Outdoor-Equipment und den zum Leben an sich überflüssigen Gadgets neben das jener maissackbepackten Mutter unzähliger Kinder legen würde, ergäbe sich ein groteskes Bild. Fraglich, wer mitten in der Pampa länger überleben könnte…

Vom Bahnhof ging es gemeinsam mit Andrea und ihrem Sohn Jonas, 2 Deutschen, die wir spontan am Bahnhof trafen, denn die Welt ist klein, per Taxi und Fähre weiter Richtung Süden Mombasas an den Strand, wir versuchten high life und ohne Reservierung eine Übernachtung zu bekommen, was dann auch für den entsprechenden Preis problemlos glückte.

Inzwischen sind wir hier in einer verhältnismäßig komfortablen Lodge mit Pool untergekommen, haben ca 300 Meter bis zum Strand zu laufen und einen Pub mit TV gleich um die Ecke.

Auch das letzte Spiel der schon wieder schwarz gekleideten Truppe haben wir also nicht verpasst, auch wenn die Stimmung lange nicht so geladen war wie beim letzten Spiel in der dt. Schule in Nairobi.

Trotz des Luxus‘ und der inzwischen verschwundenen Äffchen geht’s heute Mittag zurück nach Mombasa Town für eine kleine Stadtbesichtigung und zum hoffentlich erfolgreichen Buchen der Bustickets nach Dar es Salaam für morgen früh. Dort findet man uns dann bis Mittwochmorgen im Lutheran Hostel direkt am Hafen. Karibuni sana!


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