Samstag, 24. Juli 2010

Farewell

Die Sonne haben wir in diesem Land bereits das letzte Mal gesehen, denn jeden Abend pünktlich 18:45 Uhr gehen hier die Lichter aus. Die Dämmerung dauert keine halbe Stunde und wenn man außerhalb elektrisch beleuchteter Ortschaften unterwegs ist und keine Lampe am Start hat, sollte man schleunigst die heimische Butze aufsuchen.

Selbiges tun wir in weniger als 3 Stunden im globalen Sinne, denn dann geht es für uns auf die lange Heimreise. Heute nachmittag hatten wir nochmal Zeit mit den Kids vom NEST, die im Übrigen zwischen 3 Monaten und 17 Jahren alt sind, wie ich hier korrigieren sollte. Am Ende des Nachmittages gab es wider Erwarten dann doch eine kleine Farewell-Party für und mit uns. Wir hatten kurz zuvor Rucksäckeweise Orangen, Papayas und Ananasse (ist das die Mehrzahl?) gekauft, in Stückchen geschnitzt und geschüsselt und als die Kinder von ihrer Spielplatzzeit außerhalb des Geländes zurückkamen, erwartete sie schließlich ein etwas ausgedehnterer "Snack", eine kleine Verabschiedung, dazu jede Menge gute Wünsche für uns und ebensoviele Abschiedslieder. Es war süß!

Den Vormittag hatten wir schon zum Siebensachenschnüren genutzt und in der Etage unter unseren Sitzen werden folglich einige abenteuerlich verschnürte Päckchen schlummern, die unseren oder Susi’s Namen tragen, die uns die peinlich verschenkte Gepäckvolumendifferenz (bis zu 40 Kg pro Person sind erlaubt) erfreulich reduzierte. Nun müssen wir den Kram nur irgendwie nach München gewuchtet bekommen…


Für ein abschließendes Resümee unserer Reise ist es hier mit Sicherheit noch zu früh, jedoch hinter uns liegen schon jetzt drei sehr schöne Wochen mit einigen Hoch- und Tiefpunkten, die hier zum großen Teil benannt wurden.

Vielen Dank für alle Anteilnahme, alle Rückmeldungen, Kommentare, Nachrichten, SMS und sonstige Lebenszeichen, die von verschiedensten Leuten und zum Teil überraschend bei mir gelandet sind. Ganz lieben Dank all denen, die diese Safari möglich(er) gemacht und unterstützt haben und die meinen Weg auf verschiedene Weise begleitet haben. Schön, wenn ich Euch auf diese Weise ein bisschen auf meine, auf unsere Reise mitnehmen konnte. Noch schöner, wenn wir uns demnächst irgendwo live und in Farbe wiedersehen. Ein paar Kubikmeter Souvenirs durchstöbern, ein paar bisher unveröffentlichte Geschichten erzählen oder einfach nur nett beieinander sein… das wär doch was.


Wenn alles gutgeht, kreuzt hier ca. 22.45 Uhr Ortszeit ein Taxifahrer namens Peter auf, der uns dann den etwa 1-stündigen Weg zum Nairobi Jomo Kenyatta Airport bringen wird. Von dort fliegen wir dann zur wenig amüsanten Zeit, nämlich 2:50 Uhr Ortszeit mit Turkish Airlines mit der Flugnumme rTK 608 quer durch die Nacht Richtung Istanbul und morgen Nachmittag weiter nach München. Wenn ich mich nicht mehr melde… ist alles gut gegangen, ok?

Godblessyoutooooo!

Donnerstag, 22. Juli 2010

Völlig neben der Spur

Limu-Ruhe, so könnte dieser Ort hier ebenso heißen.

Endlich sind wir also wieder angekommen in Susi’s nettem Domizil weitab von jedem Schuss und Straßenverkehr und ein bisschen inmitten feuchtkalt-lausiger Kälte. Dennoch bin ich froh, nach unserer langen Reise endlich wieder hier zu sein, denn nach wie vor ist mein netter kleiner Infekt noch nicht ganz ausgestanden. So mache ich heute einen weiteren Tag blau auf Susi’s Sofa, während Samuel und Susi nochmal Richtung Nairobi unterwegs sind.

Zuletzt schrieb ich von der Dachterrasse des Backpacker Hotels in Arusha, von wo aus man nicht nur einen wundervollen Ausblick auf den Mt. Meru (siehe oben, der 5.-höchste Berg in Afrika) genießen konnte, sondern auch auf den permanent mutierenden Verkehrsknoten direkt vor der Haustür, letzterer mehr hör-als-sichtbar. Man braucht vermutlich einen kleinen Moment, um anhand des Bildes rechts zu erkennen, ob in Arusha nun Links- oder Rechtsverkehr ist. Fraglich, ob die Hundertschaften von Dalladalla-Fahrern eine eindeutige Antwort auf diese Frage geben wöllten.

Nun denn, meine Leistung des vorgestrigen Arusha-Tages bestand im Wesentlichen darin, für uns beide Bustickets zu organisieren und diese noch um stolze 4 Dollar herunterzuhandeln, so dass wir nun dummerweise doch noch eine ganze Menge tansanischer Schillinge übrighaben. In jedem Fall war im Service inbegriffen die Abholung direkt vom Hotel, was natürlich sehr erfreulich war, zumal ich ohnehin schon ein bisschen durch den Wind war.

Nach einem netten morgendlichen Frühstück auf bereits beschriebener Dachterrasse, welches für mich aus Kamillentee, Kamillentee und Kamillentee bestand, begaben wir uns zu vereinbartem Zeitpunkt ins Foyer unserer Unterkunft. Tatsächlich parkte fast pünktlich ein Fahrzeug vor der Tür und ein Aufkleber des Reiseunternehmens „Riverside“ verriet uns, dass wir die abzuholenden Kunden wären.

Tatsache, die Reise fing ganz nett an: Wir wurden abgeholt in einem geräumigem 6-Sitzer-Bus und einen kleinen Moment hatten wir tatsächlich davon geträumt, in diesem überaus gemnütlichen Gefährt Nairobi zu erreichen. Nach einer anfänglichen, schwer nachzuvollziehenden Stadtrundfahrt, bei der wider Erwarten keine weiteren Reisegäste eingeladen wurden, trafen wir jedoch kurz vor 8 auf einem kleinen privaten Busplatz ein, wo wir dann doch in einen größeren Shuttle-Bus umsteigen sollten. Gesagt getan, das Gepäck aufs Dach geschnallt und uns in die noch übrigen Sitznischen gequetscht: Auf ging‘s nach Nairobi!

Zu Beginn der Reise dachte ich noch, die anfängliche Buckelpiste müsste uns doch irgendwann auf den Highway nach Nairobi führen, aber eher das Gegenteil war der Fall. Nach und nach wurde mir klar, dass wir uns permanent mitten auf einer Baustelle befanden. Offenbar war sowohl Kenianern als auch Tansanianern bewusst, dass jene Verbindung zwischen Arusha und Nairobi wohl recht wichtig sei, so dass diese ausgebaut werden müsse. Unglückliches Ergebnis jener Überlegung: Die etwa 400 Kilometer lange Strecke wurde auf ganzer Länge gleichzeitig gesperrt und saniert! So kam es, dass wir uns mit Ausnahme von wenigen Kilometern immerzu mal rechts mal links der künftigen Straße auf Sturzackern jenseits jeden Begriffs vorwärtsbewegten. Es rumpelte und schüttelte, es war unglaublich. Unmengen von Staub wurden aufgewirbelt, eingeatmet und wieder ausgehustet. Es war wirklich zum Heulen.

An der Grenze schließlich stapften wir die etwa 50 Meter Nowhere-Land (zwischen den Grenzpfosten) zu Fuß durch ca. 10 Zentimeter tiefen allerfeinsten rotbraunen Staub.

Ganz anders beeindruckend war indess der absolut abrupte Wechsel der Landschaft außerhalb des Busses. Von einem Moment auf den anderen fanden wir uns in einer staubtrockenen Steppe wieder, in der man jegliches Leben in solcherlei Dürrezeiten für unmöglich halten sollte.

Dennoch schlurften in größeren Abständen einzelne Gruppen der auffällig rotblau-kariert-gekleideten Massai quer durch diese trostlose und doch irgendwie faszinierende Staubwüste, in der Regel eine kleine Herde Kühe vor sich hertreibend.

Alles in allem war diese Busfahrt dennoch eine nicht unerhebliche Zumutung. Wenn man sich vor Augen hält, dass diese Strecke genauso wie die bereits geschilderte Mombasa-Dar-es-Salaam-Strecke zu den Nord-Süd-Achsen Ostafrikas gehört, ist die Qualität der Straße selbst für gut trainierte Achterbahnfahrer haaresträubend.

Hinzu kam, dass uns nach ca. 5 Stunden, also der angesagten Reisedauer die Trinkwasservorräte ausgingen, die wir ehrlich gesagt für diese Reise auch nie besessen hatten. Ein kurzer Stopp an der Grenze gegen 11 Uhr war die letzte Pause, bei der wir unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigen konnten. Und bis gegen 16 Uhr sollte unsere Reise noch dauern. Gut, dass ich das da noch nicht wusste. Ich wäre wohl kollabiert.

Völlig ausgetrocknet war ich, als wir kurz vor 16 Uhr in Nairobi endlich anhielten und so schleppte ich mich mit letzter Kraft noch vor dem Abladen des Gepäcks in irgendein Restaurant, um mir erstmal einen halben Liter Wasser in den Bauch zu gießen. Uff, was war das für eine Tour gewesen!

Ich war echt alle. Als kleinen Wermutstropfen leisteten wir uns ein Taxi nach Limuru, das etwa eine dreiviertel Autostunde außerhalb von Nairobi liegt. Immerhin den kleinen aber üblichen Verhandlungsmarathon mit dem Taxifahrer hatte ich noch zustande gebracht, so dass wir schließlich für 1700 Kenianische Schillinge, also knapp 17 Euro wieder hier am Nest landeten.

Unser erster Weg führte uns auch gleich ins „Childrens Home“ wo uns eine große Schar von Kindern auch gleich mit Highspeed ungebremst in den Bauch rannten. Na wenigstens diesen Schmerz konnte man sich verlachen ;o) Es war schön wieder da zu sein. Die Kids wussten unsere Namen noch (ein paar von den Kids wusste ich auch noch) und wir wurden ein weiteres Mal sehr herzlich empfangen.

Nun heute wie gesagt mache ich Pause und ein passendes Antibiotikum namens Ciprofloxacinhydrochlorid aus Susi’s Hausapotheke vertreibt meinen Bauch-Fasching langsam, aber sicher: Glücklicherweise war Susi’s Hausärztin in Fragen der präventiven Ausstattung mit Antibiotika etwas großzügiger als meine.

So bleiben uns nun noch gute zwei Tage hier im Nest. Morgen werd ich mich wohl auch wieder unters Volk mischen und am Samstag… na das werden wir wohl am besten am Samstag sehen.

So grüßt aus Limuru ein weiteres mal ganz herzlich Euer Philipp, nebst mit Abwesenheit glänzendem Samuel

Dienstag, 20. Juli 2010

Heftiges Magengrummeln

hat mir den Aufenthalt in Leguruki ein klein wenig vergällt. Aber von vorne:

Am Sonntag war Aufbruch in Moshi angesagt. Nach dem Godi Abschied von Clive und Bodil für unbestimmte Zeit. Wie lange? Vielleicht 2 Jahre? Oder 5? Wer weiß…

Nach einem netten indoitalianischen Lunch in Moshi ging‘s für uns weiter nach Kin’gori und Leguruki und wieder einmal haben uns die tansanischen Kondaktas abgezogen. Naja, woher sollte ich denn noch wissen, was der Bus für den gewöhnlichen Einwohner kostet? Für uns jedenfalls 2000 statt den sonst üblichen 1000. Die sollen mir mal nach Deutschland kommen!

Sehr viel schneller als erwartet waren wir an der Abzweigung zum „Leguruki Educational Training Center“ oder wie immer sich der Compound gerade nennen mag. Ratzefatze gings auch weiter mit einem kleinen Bus Richtung Norden, ich hatte kaum Zeit zum Bilderschießen. Der Verkehr in diese ursprünglich sehr entlegene Region ist in den letzten Jahren sehr viel dichter geworden, die Busse sehr viel größer, die Schlaglöcher allerdings auch. Die offenen Pickups, mit denen man vor 7 Jahren häufig mitfuhr, sind offen-bar verschwunden, nun gibt es nur noch Hightech-Busse, hoho.

Nun denn, wir kamen flux am Schulzentrum an, so dass Anja, bei der wir die folgenden 2 Nächte unterkommen konnten, noch gar nicht von einem ihrer Abschiedsbesuchstrips zurück war. (In heute weniger als einer Woche wird auch sie die Segel streichen und die Wehmut schaukelt sich schon langsam hoch.)

Auch ihr Freund Alex und dessen freundlich-quasselstrippige Tocher Vanessa waren gerade zu Besuch, so dass wir für knapp 2 Tage zu fünft das Volunteershaus bevölkerten und folgerichtig pünktlich heute morgen der Trinkwasservorrat zur Neige ging. Bis wenigstens morgen Mittag ist also Trockenduschen angesagt, das spart aufwändig zu waschende Handtücher…

Nunja, irgendwie ist doch alles wie immer. Dennoch ein paar Veränderungen: Eine Menge neue Häuser sind gebaut worden, die Werkstätten sind zum Teil umgezogen, aus Kantine, Tischlerei, einem Kindergarten und der Maismühle wurde zwischendurch eine „Business Site“, die aber aus ominösen Gründen nahe dem Bankrott ist. Die Schule hat als Hinterlassenschaft der Wazungus nun 3 Autos statt einem und der vor Ewigkeiten gesponserte IVECO-LKW ist inzwischen nur noch ein mehr oder weniger bunt angemalter Schrotthaufen.

Wirklich süß war, dass ich im Kindergarten der Schule ein paar Kiddies entdeckte, die mir stolz ihre blauen Rücksäcke präsentierten, auf denen „Kirchenbezirk Bautzen“ zu lesen war. Ein kleines Projekt zu Ausstattung der Schüler mit Schulmaterial, welches ich im letzten Advent mit einigen Rucksäcken, gefüllt von Gemeindegliedern in Schönfels und Altenburg unterstützen konnte.

Die Anzahl der Schüler ist seit meiner Zeit auf dem Gelände infolge der Angliederung einer Secondary School fast verdoppelt worden, entsprechend mehr Klassenräume und Unterkünfte für Schüler gibt es jetzt.

Vom ehemaligen Personal ist leider nicht mehr viel übrig: Die mühsam vom WFD-Berater trainierten Headmaster sind inzwischen beide anderswo unterwegs, die beiden vom SES-Experten Fritz Berghuber ebenfalls gut ausgebildeten Elektriker verdienen an anderen Orten mehr Geld und außer Anja gibt es momentan nur noch einen hellhäutigen Neuseeländer auf dem Gelände, der irgendwas mit Landwirtschaft am Hut hat.

Man könnte sagen: Es gab wohl nach meiner Abreise ein mehrjähriges Hoch, als die neue Struktur nach einem von mir lediglich in Farbe gesetzten „Masterplan“, der kaum zu träumen übrig ließ, unter maßgeblicher Leitung bleichgesichtiger Organisationsprofis einigermaßen funktionierte.

Aber nun, nach deren Abreise läuft es, wie es immer gelaufen ist. Das eingenommene Geld, wenn es denn welches gibt, wandert in dubiose schwarze Löcher, private Taschen oder in sinnlose Investitionen und das Management scheint zuweilen quasi inexistent. Man kann nur den Kopf schütteln.

Ich muss zugeben, in Fragen der sogenannten „Nachhaltigkeit“ habe ich schnell aufgehört, mir Illusionen zu machen. Für mich war es hilfreich zu wissen, dass das eine oder andere Projekt gut oder besser lief, solange ich eben da war. Wenn die Einheimischen danach wieder ihren eigenen Stil fahren und den Karren in den Sand fahren (was dann doch nicht IMMER der Fall ist), kann ich nur sagen: Pole sana, dann habt ihr das wohl so gewollt. Es ist jammertraurig, aber offenbar nicht anders gewollt.

Ähnliche Erfahrungen machten offenbar alle meine Nachfolger: Es ist meistens mühsam, die Leute zu irgendwas neuem zu motivieren, für die Umsetzung jeder klitzekleinen Idee vergeht unsäglich viel Zeit und oft verliert man Nerven und Mut, manchmal beides gleichzeitig. Man kann an dieser Stelle auch gleich grundsätzlich über solcherlei „Entwicklungshilfe“ nachdenken, aber das ist wohl nochmal eine ganz andere Geschichte.

Nun jedenfalls. Schon am ersten Abend unserer Ankunft schüttelte mich ein ziemlicher Frost und ein bisschen Fieber. Irgendwie und irgendwo musste ich mir einen Magen-Darm-Infekt eingefangen haben, wie sich später herausstellte. Zunächst studierte ich in Anjas Bibliothek noch Malaria- und andere Fieberkurven und befürchtete schon, meinem nächsten Blogeintrag einen ganz anderen Titel geben zu müssen. So blieb es (glücklicherweise?) bei schlechtem Schlaf und Bauchweh ohne Ende, was inzwischen dank strikter Diät ein bisschen besser geworden ist. Meine erste polysaccharide Nahrung für heute waren zwei Flaschen Cola zum Mittag, nach Salzstangen such ich noch; die sollen bei zugehörigen Symptomen helfen.

Nun, ich wollte die Zeit in Leguruki dennoch nicht im Bett verbringen und so traf ich mich am Dienstag, also gestern mit meinem damaligen Tischlerkollegen und Freund Yotam, der von meiner Ankunft schon über Anja erfahren hatte. Er freute sich riesig, mich wiederzusehen und lud mich nach einer längeren Plauderrunde inklusive Soda-Sponsoring spontan zu sich nach Hause ein. Damals war irgendwie nie was draus geworden. Oder ich war zu schüchtern. Oder was weiß ich.

Jedenfalls ist Yotam inzwischen stolzer Besitzer eines nicht ganz kleinen Motorrades, mit welchem er mich, ein kurzer Tankstop (siehe Bild) inklusive, ins Hinterland entführte. Er zeigte mir erst seine aktuelle Baustelle, ein kleines Haus, in dem er demnächst ein kleines Geschäft und seine eigene Werkstatt einrichten möchte. Anschließend chauffierte er mich zu seinem Wohnhaus, in dem uns seine Frau und 2 seiner Kinder empfingen. Infolge meines Bauch-Chaos konnte ich ein großes Festmahl abwenden (was möglicherweise für beide Seiten eine Erleichterung war) und mein Bauchgefühl war diesmal mehr als nur eine Ausrede.

So gab es nur eine Tasse heißen Tee mit für meinen flauen Bauch viel zu viel Milch und da ich diese zu schnell austrank- schwupps noch eine zweite. Aber alles war wunderbar und es war gut, mit ihm über das aktuelle Geschehen, die Vorgänge an der Schule und einiges andere zu reden. Yotam schilderte mir seine Sicht der Dinge, die vergleichsweise reflektiert und objektiv wirkte. Ich schätze, wenn er so pfiffig bleibt, wird er wohl nicht mehr lange an der Schule arbeiten.

Wir sehen uns wieder – tutaonana. Wann und wo, bleibt vorerst offen.

Am Nachmittag taumelten wir noch auf den Wochenmarkt in Kingori - immer wieder ein Erlebnis. Ein paar kleine Souveniers, Flipflops für die Lieben daheim und ein paar Futtereien waren diesmal unsere ganze Einkaufsliste.

Heute morgen ging‘s für uns weiter nach Arusha, wo wir uns heute um Bustickets kümmern müssen, um morgen möglichst früh den Weg zurück nach Nairobi und Limuru zu finden.


Anja hatte zu unserem Glück heute morgen einen Termin in Arusha, so dass sie uns direkt vor der Tür des Backpacker Hostels in Arusha absetzen konnte. Es gibt auch leicht auffindbare Backpackers!!!

Nun sitze ich hier oben auf der Terrasse, ziemlich europäischer Stil, und versuche, das Gedröhne und Gehupe, das Gekreische und Gequietsche des Straßenlärmes auszublenden. Tansanianer scheinen die Hupe häufiger zu verwenden als den Blinker…

Arusha war noch nie ein besonders freundlicher Ort, es ist laut und chaotisch und von Touristen teils übervölkert. Fast peinlich, momentan dazuzugehören. Aber, what shells, für einen Tag. Samuel ist grad nochmal auf der Piste, erobert die Stadt, macht Bilder, trinkt Tangawizi, was auch immer.

Von der beinahe letzten Station unserer Ostafrika-Rundreise grüßen Euch dennoch herzlich Philipp &Samuel

Samstag, 17. Juli 2010

biking through Moshi

Ein kleiner Traum ist heute wahr geworden.
Ein ganzes Jahr lang hatte ich während meines einjährigen Praktikums in TZ davon geträumt, hier irgendwoher ein halbwegs brauchbares Rad her zu bekommen und nie ist wirklich was daraus geworden. Die sauschweren und ebenso schwer fahrbaren chinesischen Fahrräder sind kaum zu empfehlen, obwohl man hier selten etwas anderes sieht.
Die Bremsen sind mehr pro forma drangeschraubt (wenn es gerade Schrauben gab) und trotz fehlender Gangschaltung gibt es Leerlauf statt Rücktritt. Naja, und alles andere war damals zu teuer für mich.

Aber heute, heute endlich hat es geklappt. Auf meine spontane Frage nach einem Fahrrad antwortete Clives Frau Bodil zuerst, sorry, da wäre keins. Sie hätten zwar mal eins gehabt, aber jetzt ist es kaputt und geht nicht mehr.

Ich habe mir also den vermeintlichen Schrotthaufen angesehen und stellte fest, dass der Rosthirsch dänischer Herkunft in fast tadellosem Zustand war. Ein paar Schrauben festziehen und Luft aufpumpen war im Grunde der ganze Reparaturakt. Suuuupa!

So bin ich heute per Velo kreuz und quer durch Moshi gegast und hab somit meinen Aktionsradius ein ganzes Stück erweitert.

Aber nochmal eine kurze Rückblende:

Nach etwas mehr als 9 Stunden im unklimatisierten Bus sind wir vorgestern abend wohlbehalten in Moshi angekommen, vorbei an Bergketten und Vulkanen, endlosen Agavenfeldern und quer durch Steppenlandschaften unterschiedlichster Sorte.

In Moshi selbst hat sich weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick wirklich viel verändert. Ein paar Geschäfte sind größer geworden oder sind ein paar Meter umgezogen, und eine ganze Menge Straßen sind nicht mehr „rough roads“, sondern dank eines amerikanischen Entwicklungshilfeprogramms (es gibt in dieser Gegend Erdgas) zu Asphaltstraßen mutiert, aber im Wesentlichen ist alles, inklusive der Speisekarte im Pub Alberto, beim Alten geblieben. Und es ist soo schön!

Ich mag diese Stadt einfach. Zwar gibt es auch hier eine Menge Touristenfänger und selbsternannte Künstler (great artists & best friends!), die einem neben allerlei Schnitzhandwerk und maßlos überteuerten Ölmalereien gern auch die eigene Großmutter verkaufen würden, aber es ist immer noch wesentlich ruhiger als in allen anderen Metropolen, die wir bis jetzt passiert haben. Vielleicht liegt es daran, dass die Omas doch noch nicht verkauft sind und stattdessen in aller Seelenruhe ihre Nähmaschinen und sonstigen Gewerke an den Straßenrändern aufbauen und geduldig vor sich hinarbeiten, auf liebevolle Weise die Wünsche sonderbarer Kunden, zum Beispiel mir, entgegennehmen und sich leicht in ein Gespräch verwickeln lassen.

Da die Regenzeit noch nicht lange vorüber ist, schießt die Flora und Fauna nur so vor sich hin und alles ist knallegrün. Nur wenig außerhalb der Downtown gibt es superschöne Akazienalleen und Wälder ohne Ende, endloses Buschwerk und einfach schöne Landschaften.

Clive, der hier mit seiner Frau Bodil etwas nördlich des Stadtzentrums wohnt, hat seit ein paar Jahren ein wunderschönes Haus mit riesigem Gelände gemietet und da seine Frau durchaus gärtnerisches Talent hat, ist hier innerhalb von nur 4 Jahren ein botanisches Paradies entstanden, das sich sehen lassen kann. Für Samuel und mich gibt es ein hübsches Gästezimmer inklusive Bad und Dusche, so dass es uns hier mindestens so gut geht wie an allen anderen Orten, wo wir bis jetzt zu Gast waren.

Am ersten Abend in Moshi waren wir gemeinsam im „Salzburger Café“ essen, was eigentlich eher eine Art Steakhaus ist, in dem ein paar deutsche und österreichische Souvenirs mehr oder weniger unspektakulär untergebracht sind. In jener Location haben vor ziemlich genau 7 Jahren meine Eltern samt Clive und mir gespeist und es entstand ein Foto, dass bis heute an Clive‘s und meiner Pinnwand hängt. Wir mussten natürlich wieder ein Bild machen und vielleicht hängt es bald neben dem alten.

Gestern sind Sami und ich halbwegs plan- und stressfrei durch die Stadt getingelt, haben den Markt erkundet, diverse Künstlerläden passiert und den alten Bahnhof von Moshi besucht. Leider ist dort seit ein paar Jahren absolut gar nichts mehr los, obwohl die Strecke Moshi-Dar es Salaam zu den schönsten im Land gezählt hat. Als ich das letzte Mal an jenem Bahnhof war, gab es immerhin noch ein klein wenig Güterverkehr, aber seit 3 Jahren ist auch der zum Erliegen gekommen und ein paar leerstehende Güterwaggons stehen sich langweilend und vor sich hinrostend in der Gegend herum.

Inzwischen ist das ganze Geschäft vom Personentransport bis zum Güterverkehr auf die Straße verlagert und täglich gasen hunderte von Bussen und LKWs in größtenteils halsbrecherischer Geschwindigkeit zwischen Arusha und Dar es Salaam hin und her. Offenbar mögen die Tansanianer diesen Nervenkitzel mehr als das Geschunkel auf der Schiene.

Am späten Nachmittag haben die Wolken ganz unerwarteterweise den Gipfel des Kilimanjaro freigegeben, so dass wir nicht länger glauben mussten, dass irgendwo hinter diesen vielen Wolken der „Uhuru Peak“, der Gipfel des Kibo sein müsste.

Nun denn.

Für heute hat sich Samuel eine Tour durch den Arusha Nationalpark gewünscht, was an sich eine sehr schöne Idee ist. Da ich diesen Park schon mehrmals besucht habe und die Tour mittels eines ordinären Safari-Unternehmens nicht ganz billig ist, habe ich jedoch verzichtet und nutze nun die Zeit während Sami’s Safaritrip wie bereits beschrieben zum Rumtingeln, Shoppen, Rumkucken und Entspannen.

Gerade sitze ich auf Ashtons Sofa, lasse mir die Sonne auf die Füße scheinen, schlürfe einen Non-Instant-Coffee und finde es einfach nur schön, hier sein zu können.

Für morgen steht der Besuch der anglikanischen Kirche auf dem Plan, danach irgendwo Mittagessen und im Laufe des Nachmittages eine kleine Weltreise Richtung Leguruki. Ich bin sehr gespannt, wie alles geworden ist und habe für meinen ehemaligen Kollegen Yotam, der sich schon wie verrückt auf unsere Ankunft freut, schnell noch ein paar Bilder von damals entwickeln lassen. Hach ja.

So denn, alles Liebe und viele Grüße an die große weite Welt!

Bis bald! Euer Philipp

Donnerstag, 15. Juli 2010

Dar Express

"Glory to god" - das steht vorn auf der Frontscheibe des Busses, mit dem wir gerade unterwegs sind. Gut möglich, dass die Betreiber diesen Spruch erst aufgeklebt haben, nachdem sie feststellen durften, dass die Frontscheibe nach einem kaum mehr nachvollziehbaren Crash eben nicht in tausend kleine Würfel zersprungen ist, sondern seitdem nur von einer zweistelligen Anzahl von Sprüngen durchzogen ist.
Für die lokalen Behörden und Fahrzeugkontrollen ist die Schuhgröße des Busfahrers offenbar ein ähnlich bedeutsames Kriterium wie die Funktionalität der Bremsen (die hier eh nur selten benutzt werden), die Unversehrtheit der Frontscheibe oder gar Luxusausstattungen wie Reifenprofilen etc.
Ein ausführlicher TÜV-Bericht würde vermutlich alle am Geschehen Beteiligten nur unnötig beunruhigen...

jo, wir sind wieder auf der Piste, und diesmal führt uns der Weg wieder Richtung Norden. Vorbei an wunderbaren Bergformationen und zuletzt am Kilimanjaro (leider kaum Sichtkontakt zu erwarten) fahren wir nun nach Moshi, wo wir bei einem Freund von mir privat unterkommen werden. Mindestens 8 Stunden, vielleicht auch länger wird der Bus unser Zuhause sein, und nachdem der Busfahrer sich mit seiner überdimensionierten Seifenkiste nun bereits gute 20 Minuten durch das Chaos des Busplatzes Ubungo/Dar es Salaam gedrängelt hat, dürfte es in Kürze tatsächlich losgehen. Wir haben ziemlich gute Plätze, ganz vorn, gleich hinter der vermeintlichen Motorraumabdeckung; selbst wenn meine Beine 2 Meter lang wären, könnte ich sie gut ausstrecken. Dennoch wird es schwitzig werden, selbst jetzt am Morgen zeigt das Thermometer schon 28 Grad bei bewölktem Himmel und ich darf daran erinnern, dass das der tansanische Winter ist. Nun denn, es geht auf die Piste. Einen wunderbaren Tag Euch allen. Tutasikilizana baadaye kidogo.

Dienstag, 13. Juli 2010

Gerumpel, Geschwitze und Generve

Nach nicht wirklich langer Offline-Pause nun endlich wieder ein Lebenszeichen von uns aus Dar es Salaam. Mit dem Internet war es seit gestern abend etwas schwierig geworden, da Safaricom trotz angekündigten Roaming-Möglichkeiten nach Tanzania heute mittag seinen Dienst vollends versagte und dann schließlich gar kein Netz mehr zu bekommen war.

Ich gehe also unter die Sim-Karten-Sammler (nicht dass ich zu Hause nicht schon 4 oder 5 hätte) und befinde mich nun im stolzen Besitz einer 1000Shilling Vodacom-Simkarte (sind ca. 53 €cent) und kann offenbar auch hierüber ins Netz. O Wunder was. Ein Hoch auf die Inder, die haben Ahnung von dem ganzen technischen Zeug und halfen mir heute geduldig… Aber nun genug der Nebensächlichkeiten. Nur noch eins: die neue Nummer: +255752977862.

Ich bin noch einen kurzen Abriss des vorgestrigen Vormittags schuldig, den wir ja am Diani Beach südlich von Mombasa erlebten und von wo aus wir schließlich wieder Richtung Stadt aufbrechen wollten.

Nun, eigentlich hatten wir vor, am Vormittag nochmal flux ins Meer zu hüpfen, weil das einfach so wunderbar türkisblau (zumindest in unserer Erinnerung vom Vortag) war und wir so sagenhaft scharf drauf waren. Naja. Gesagt, geplant, wir waren da, aber das Meer war weg. Wenigstens hundert Meter. Ebbe nennt man das und selbige war im Grunde berechenbarer als alles andere in diesem Land, nur dass wir eben nicht dran gedacht hatten.

So schlurften wir also eine kleine Weile planlos durchs geebbte Gelände voller Korallen und sonderbarer Steinformationen, bis nur wenig später 2-3 Kenianer wie zufällig unseren Weg kreuzten und für uns beide immer mehr sonderbare Wassertierchen aufspürten und sich somit eine ausführliche Ebbe-Meeres-Tour entwickelte, die schließlich bis auf ein vorgelagertes Riff führte. Zu meiner nicht direkt positiven Überraschung entdeckten wir ganz unweit der Stelle, an der wir noch am Vortag lustig rumgeplanscht hatten, eine unglaubliche Ansammlung von (kaum übertrieben) tausenden von Seeigeln, mit (einem von) denen ich schon vor 7 Jahren im Indischen Ozean bei Sansibar Bekanntschaft gemacht hatte. Nicht weniger als 40 Stacheln in meinem rechten Fuß hatten damals eine mindestens 3 Monate andauernde Erinnerung wach gehalten.

Die beiden „Guides“, die sogar ein ganz erkleckliches Repertoire an Deutsch hatten, führten uns sicher durch die Seeigelmeere und entlang von Steinfischen, Seesternen und Tintenfischen, fast wie in einem Streichelgehege. Sagenhaft! Und alles wie meistens - völlig ungeplant.

Naja. Am Ende gab es wie zu erwarten war, eine nicht zu knappe Verhandlungsphase um den Preis dieser kleinen Tour. Für lau gibt’s hier dann doch fast nix. (Spruch des Kenianers: „Ohne Moos nix los!“ Die Faustregel, so scheint mir ist, dass man den zuerst genannten Preis im Schnitt auf ungefähr ein Fünftel herunterhandeln kann, so dass in diesem Fall von 2500KSh noch 500 übrig blieben. Ca. 5 Euro.

Wirklich witzig war, dass ein anderer Kenianer gleich im Anschluss auf mich zukam, und mich fragte, ob ich ihm eine 2 Euro-Münze tauschen könnte, denn die kann man hier tatsächlich nicht loswerden.

Ich dachte ok, was soll’s, und Samuel zog los, um 700KSh aus unserem Quartier zu holen. Wir bezahlten den Guidis 500 und dem Eurofinder 200. Gleich danach kam ein anderer Wakenia und bot wirklich hübsche Muscheln feil. Und was soll ich sagen: Für eine 2-Euro-Münze hat er mir ein imposantes Teil verkauft ;o) So bleibt doch alles in der Familie.

Unser Weg führte uns nach dem Mittagessen zurück nach Mombasa, denn Samuel wollte gern noch ein bisschen durch die Stadt bummeln und wir brauchten ohnehin ein Busticket nach Dar für den nächsten Morgen.

In Mombasa angekommen, suchten wir zuerst die uns empfohlene Unterkunft auf, was sich als einzigartige Schnitzeljagd entpuppte. Das „Mombasa Backpackers“ ist wirklich nett, aber in mehrfacher Hinsicht ein Geheimtipp, denn selbst wenn man direkt davorsteht, gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass man schon lange da ist. Mit einem Dreiradtaxi, wirklich amüsant eigentlich, gurkten wir ungefähr eine Stunde durchs Gelände und haben wenigstens 7mal nach dem Weg gefragt. Selbiges Fragen führt immer wieder in Dillemata, denn sämtliche Afrikaner geben äußerst ungern zu, dass sie mal nicht Bescheid wissen und schicken einen deshalb lieber ins Nirvana als ihre Unwissenheit einzugestehen. Mehrmals endete unsere Fahrt demnach in Sackgassen.

Nun denn, unser Fahrer war nach dieser Tortour wirklich genervt, ließ sich aber immerhin wieder aufheitern. Ich schlug ihm vor, er soll vorn auf sein Taxi schreiben: „I know the Mombasa Backpackers!“ Nicht ausgeschlossen, dass das jetzt wirklich der Fall ist und wahrscheinlich bringt es ihm tatsächlich Kundschaft.

Eingecheckt und geduscht machten wir uns gegen 3 nochmal auf den Weg in die Innenstadt, nun wissender und per Matatu (Kleinbus) reisend. Wir stiebten quer durch die Stadt auf der Suche nach Attraktivitäten und dem Bus-Office. Das erste Mal in diesem Jahr war ich nun wirklich genervt von diesem Land. In Mombasa war es irre irre laut, überall trötet und brummt es, hunderte von Bussen und Taxis, Müll ohne Ende und unüberschaubar viele Menschen. Nicht wenige würden einem gern irgendwelchen Reis verkaufen und die Frage nach einem bestimmten Bus-Office führt einen meistens genau in ein anderes, weil jeder irgendwie jeden zu kennen scheint und die Büro’s Provisionen für vermittelte Kunden zahlen. Dazu die Hitze und ein bisschen Eile: Ich hatte die Nase voll und ganz ordentlich Kopfsc hmerzen. Nun denn, es half nichts: Wir fanden schließlich sowohl den gesuchten Busstand als auch die berühmten „Tusks“, die Elefantenzähne, die an einen sowohl an den Elfenbeinhandel als auch den Besuch der britischen Prinzessin 1956 erinnern.

Whatever. Am nächsten Tag ging‘s ja weiter nach Dar. Der Beginn der Reise ist bereits kurz beschrieben. Zu sagen wäre noch, dass die weiter unten beschriebene Holperstraße ein kleines eigens gewidmetes Wiegenlied verdient hätte in Gegensatz zu dem, was uns nach der Grenze (Visa=netter Plausch+50 Euro pro Nase) erwartet hätte. Ein Blogeintrag wäre dort mit keiner Tastatur der Welt mehr möglich gewesen, weil ob der Schlaglöcher und der nicht messbaren Geschwindigkeit des Fahrzeuges alles im Bus auf- und niederhüpfte.

Die Fahrt verlief, mit kurzem Stopp in Tanga, planmäßig, wenn auch wir ca. 17:30 Uhr später ankamen als ich gedacht hätte. Nun wohnen wir hier im Luther House, nicht außergewöhnlich, aber solide und hatten heute einen kleinen Ausspanntag mit Besuch des Fischmarktes (gefühlte ca. 1000 Liter brodelndes Öl auf 100 Quadratmeter) und Relaxen und Sonnenbrand einfangen am Kipepeo Beach.

An letzterem führten wir gleich mehrere Verhandlungsmarathons mit den andauernd aufkreuzenden Beachboys, die uns alles mögliche anboten. Ich glaube, ich bin kein besonders leichter Kunde für die armen Tansanianer, aber unser Rucksack war am Ende doch recht gut gefüllt mit Shukas, Kangas, Tingatingas und Briefkarten. Bis dahin sind die Boys aber mehrere Male beleidigt ob meines Preisvorschlages nöhlend abgezogen, um wenig später und teils wiederholt wieder aufzukreuzen. Aber ich hab ja nicht zuerst gefragt, ob mir jemand was verkaufen will…

Nun für heute genug. Wir sitzen nach einem weiteren Rundgang durch die Stadt inklusive auf Fahrradspeichen gegrillten Fleischspießchen (which meat ever?) im Hotelzimmer und trinken verbotenes Bier, denn Alkohol ist hier angeblich nicht erlaubt. Allerdings gibt es selbst im Restaurant dieses evangelischen Hauses jenen gut gekühlten Hopfenblütentee. Dort jedoch wird es in hübsch mit Servietten verpackten Flaschen serviert. (Eine Geschichte ähnlich der Maultaschen).

Morgen bleiben wir also noch hier, checken quer durch die Stadt und schaun mal, was uns erwartet. Am Donnerstag geht’s plangemäß weiter nach Moshi, wieder eine Tagestour, diesmal entlang der Pare Mountains. Vom Fuß des Kilimanjaro kann ich dann vermutlich wieder was zum Besten geben.

Soweit so gut, es grüßen Euch ganz herzlich Philipp und Samuel. Mungu awabariki!

Montag, 12. Juli 2010

on the road again

Wir haben 8 Uhr Ortzeit und sitzen nun schon wieder seit über 1 Stunde in einem Schüttel-Shuttle auf dem Weg von Mombasa nach Dar es Salaam. Die vorhin noch relativ nette Asphaltstraße verliert zunehmend an Qualität und ich treffe kaum noch die Tasten auf dem Telefon.
Hatten eine angenehme Nacht im Mombasa Backpackers, das wir allerdings Ewigkeiten gesucht haben. Es soll wohl ein Geheimtipp bleiben...
Heuto morgen kurz vor 6 Uhr Aufbruch mit einem 3Rad-Taxi, die kenianische Pünktlichkeit muss hier wirklich gelobt werden, unser gestern bestellter Driver war pünktlicher als wir selbst am vereinbarten Treffpunkt. Sind nun hin- und hergerissen zwischen Müdigkeit und Spannung auf die tansanische Grenze und die zu erwartenden Umständlichkeiten betreffs der üblichen (und zum Teil völlig zweckfreien) Formalitäten.

über den gestrigen Tag, durchaus der Rede wert, schreibe ich später noch ein paar Zeilen. Beste Grüße soweit von Philipp u. Sami

Sonntag, 11. Juli 2010

Mombasa

Gerade sitze ich mit dem Laptop auf dem Schoß auf der ebenerdigen Terrasse unseres kleinen Apartments südlich vom Mombasa am Diani Beach, als es im Baum ca. 7 Meter von mir entfernt tierisch anfängt zu rascheln, sich nicht wenige Äste und Blätter gen Boden bewegen und sich einen Augenblick später eine größere Anzahl von Affen blicken lassen, die anschließend ohne jede Scheu mit Kind und Kindeskindern den Weg vor unserem Hauseingang passieren. Und das alles ohne extra Gebühr für Safaris.

Nun also, wir sind wieder mal angekommen. Unser Tag begann mit einer kleinen Stadttour durch Nairobi und dem Besichtigen des Conference Centers, sowie des dazugehörigen Towers (siehe Bild) sowie der Stadt von oben (kein Bild).

Beeindruckende Vorsichtsmaßnahmen gaben uns ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit: Am Eingang zum Gelände gab es ähnlich dem Flughafen Metalldetektor-Durchgänge, jedoch wurden unsere großen Rucksäcke sowie sämtliche anderen Gepäckstücke außen vorbei gegeben und die Schranke piepste trotz diverser Münzen, Schlüssel und Taschenmesser kein bisschen. Also alles ok.

Vor der Fahrt mit dem Highspeed-Aufzug nochmals Sicherheitskontrollen. Diesmal mit Röntgenscanner, der jedoch außer Betrieb war. Also flüchtige Taschenkontrolle und freundliches Nachfragen der Dame am Schalter, ob das sogleich aus dem Rucksack herausfallende Klappmesser zum Verletzen oder Töten bestimmter Personen auf der Aussichtsplattform gedacht sei. Mein verunsichertes Verneinen beruhigte die Dame sogleich. Nun dann: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. ?? Hmm...

Die Tour mit dem Zug von Kenya Railways war wieder ein kleines Abenteuer und o Wunder, wir kamen kein bisschen verspätet in Mombasa an. Von unserer Ankunft in Mombasa trennten uns in Nairobi allerdings auch ohne delay noch 14,5 Stunden Fahrt, die wir leider zum größten Teil in undurchdringlicher Dunkelheit zurücklegten. Wir reisten im Schlafwagen erster Klasse, etwas anderes ist laut aller Reiseführer auch für hartgesottene Backpacker nicht zu empfehlen. Der von uns benutzte Teil des Zuges war auch tatsächlich recht komfortabel, obgleich sämtliches Equipment im und am Zug noch zur Erstausstattung zu gehören scheint, also mindestens 80 Jahre alt ist. Die deutsche Kolonialzeit dürfte zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme zumindest noch nicht so lange vorüber gewesen sein, denn einige Beschriftungen gibt es sogar auf deutsch. Ein Däne erzählte mir später, dass er mit diesem Zug schon 1972 als damals 7-jähriger unterwegs war und sich außer dem Essen nichts wirklich geändert hätte. Es schien wohl so. Zur Entstehungsgeschichte von Kenya Railways und der Zugstrecke lohnt sich ein Blick in den Wikipedia-Artikel.

Zum Zeitpunkt unserer Abreise war es bereits stockdunkel und so blieb uns nicht viel mehr übrig als auf das Dinner zu warten und uns mit unseren frisch verheirateten amerikanischen Nachbarn im Zug zu unterhalten, die mindestens ihr halbes Abteil mit Gepäck und Bergsteigerausrüstung vollgestopft hatten und auf dem Weg zum Strand und später zum Gipfel des Kilimanjaro waren.

Das Abendessen bekamen wir – eine Stunde früher als erwartet im Speisewagen serviert und tatsächlich: Weiße Tischdeckchen und Kellner in weißen Luvres servierten eine Art Gulasch, panierte Hähnchen, Reis, Kartoffeln und einiges andere. Zwar musste man alles, was man nicht auf einem Teller serviert bekommt, extra bezahlen, aber whatever. Wir sind ja im Urlaub.

Inzwischen waren dann auch unsere Betten gemacht und eine Mütze Schlaf konnte uns nach den Sightseeingtouren der vergangenen Tage wohl nur gut tun. Die Türen sollten auf Anweisung der Schaffner nachts gut verschlossen werden, da bei Stopps des Zuges immer wieder Kinder in die Züge gestiegen wären und nicht selten selig schlummernde Passagiere um einige Wertgegenstände erleichtert hätten.

Bei ziemlichen Gerumpel und Geruckel, Gequietsche und Geknarre, bei dem so manch ein Leser dieses Blogs wohl kein Auge zugetan hätte, schliefen wir tatsächlich, zumindest etappenweise bis zum Schellen der Glocken am nächsten Morgen ca 6.30 Uhr. Das durch lautes Läuten auf sich aufmerksam machende Personal schien Gefallen am mehrmalig wiederholten Passieren unseres Abteils zu haben, so dass Samuel überlegte, die Glocke als Souvenir mit nach Hause zu nehmen.

Nun denn, es erwarteten uns nur noch 3 Stunden und ein Frühstück, bevor wir den Bahnhof Mombasa erreichen würden. Inzwischen war es schon sehr hell und immer wieder säumten den langsam fahrenden oder gar stehenden Zug größere Mengen von Kindern, die teils winkend, teils um Geld bittend auf sich aufmerksam machten und darauf hofften, dass der alte Zug mit seinem wertvollen Inhalt irgendetwas verwertbares fallen lassen würde, was wohl auch hin und wieder vorkam.

Schon kurz vor 10, also lange vor Samuels üblicher Aufstehzeit erreichten wir Mombasa und erlebten eine erstaunlich ruhige Ankunft. Kaum nervende Taxifahrer, eigentlich gar keine Flycatcher, dafür aber mildes Klima und Sonnenschein.

Nun fielen uns nochmals die anderen Zugwaggons auf, aus denen teils schwer bepackte Menschen, überwiegend Frauen, mit etlichen Säcken Mais und anderen Rohstoffen geklettert kamen. Was muss das für die Afrikaner wohl für ein Empfinden sein, dass es die Wazungus offenbar niemals nötig haben, größere Mengen Essen zu transportieren, sich einfach überall alles kaufen können und jede Menge Geld zu haben scheinen, obwohl sie zu Hause noch nicht mal ein anständiges Feld oder wenigstens eine Kuh ihr eigen nennen. Wenn man unser Gepäck mit all dem technischen Schnickschnack, dem Outdoor-Equipment und den zum Leben an sich überflüssigen Gadgets neben das jener maissackbepackten Mutter unzähliger Kinder legen würde, ergäbe sich ein groteskes Bild. Fraglich, wer mitten in der Pampa länger überleben könnte…

Vom Bahnhof ging es gemeinsam mit Andrea und ihrem Sohn Jonas, 2 Deutschen, die wir spontan am Bahnhof trafen, denn die Welt ist klein, per Taxi und Fähre weiter Richtung Süden Mombasas an den Strand, wir versuchten high life und ohne Reservierung eine Übernachtung zu bekommen, was dann auch für den entsprechenden Preis problemlos glückte.

Inzwischen sind wir hier in einer verhältnismäßig komfortablen Lodge mit Pool untergekommen, haben ca 300 Meter bis zum Strand zu laufen und einen Pub mit TV gleich um die Ecke.

Auch das letzte Spiel der schon wieder schwarz gekleideten Truppe haben wir also nicht verpasst, auch wenn die Stimmung lange nicht so geladen war wie beim letzten Spiel in der dt. Schule in Nairobi.

Trotz des Luxus‘ und der inzwischen verschwundenen Äffchen geht’s heute Mittag zurück nach Mombasa Town für eine kleine Stadtbesichtigung und zum hoffentlich erfolgreichen Buchen der Bustickets nach Dar es Salaam für morgen früh. Dort findet man uns dann bis Mittwochmorgen im Lutheran Hostel direkt am Hafen. Karibuni sana!


Freitag, 9. Juli 2010

warten auf den Zug

Sitzen nun halbwegs ermüdet am Bahnhof in Nairobi, während gerade unser Zug einfährt. Offenbar geht hier die Kategorisierung bis zur 4. Klasse, wobei letztere eigentlich eher wie ein Viehwagen aussieht. Gerade ist ein anderer Zug abgefahren, da hingen am letzten Wagen die Menschen dran wie sonst nur bei den Matatus in der Stadt. S-Bahn surfen scheint langweilig zu sein dagegen.

Samuel schlurft gerade entlang der Gleise und ist ziemlich beeindruckt von der afrikanischen Welt. Ich derweil erkunde die Emailfunktionen meines Telefons und versende geistreiche Einträge. A propos, die Handy-Auswahl an den Shops der Stadt ist beeindruckend. Habe vorhin mein Wunschhandy nokia E75 zum Traumpreis von 7900 KShilling (ca. 80 Euro) entdeckt und war einigermaßen überrascht, dass es das hier auch mit Dual-Sim gibt. Allerdings: ein kurzer Blick unter die Akku-Abdeckung entzauberte die Überraschung: Nckia heißt die schwedische Marke wohl doch nur in Kenia :o) oder die Dame am Fließband hat sich vertippt.

In weniger als einer Stunde sollte es jedenfalls losgehen und ich freu mich schon so auf das Dinner (20.45) und noch viel mehr auf das Bett. Nimechoka sana!