Mittwoch, 16. April 2008

Finstere Welten

Ich lenke mich mal wieder von der Arbeit ab.
Gerade bereite ich eine Stunde für eine Kindergruppe in Werdau vor, die ich vertretungsweise übernommen habe.
Das Problem: Mein Vorgänger hat mit einem Arbeitsheft über Paulus begonnen (Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg), das ich nun entweder dezidiert für schlecht befinde, oder aber fortführen sollte. Ich habe mich zunächst für letzteres entschieden, wenigstens um zu sehen, wie das mit den Kiddies läuft und weil ich in meinem jugendlichen Leichtsinn dacht: Sooo schlecht kann das ja gar nicht sein.

Naja, die zu bearbeitende Einheit dreht sich jedenfalls um Apg 13, 4-12, wo geschrieben steht, wie Paulus nebst Barnabas und Johannes Markus den armen Zauberer/falschen Propheten/Magier namens Elymas mit Blindheit schlägt (obwohl er schon so schlecht genug zu sehen scheint) und sich der römische Statthalter Sergjus Paulus letztlich aus lauter Beeindruckung über dieses Ereignis bekehren lässt.
Soweit so gut. Die Geschichte steht nunmal da und ich werd sie mit einer Art Bodenbild auch erzählen.

Im Arbeitsheft schließt sich jetzt eine kleine Einheit über Okkultismus an. Laut verlagseigenem Lehrplan wird die Welt in natürlich-sichtbare, natürlich-unsichtbare und übernatürliche Welt geteilt. Die übernatürliche Welt wiederum wird in die Bereiche Licht und Finsternis gegliedert.
Dem Reich der Finsternis werden dann auch Horoskope, Wahrsagereien und all diese Dinge (wahrscheinlich auch Harry Potter und Herr der Ringe) zugeordnet.

Nun frage ich mich doch tatsächlich, ob die Welt so einfach zu verstehen ist, wie sie hier, ausschnittsweise, beschrieben wird. Was ist von solchem Arbeitsmaterial zu halten?

Letztlich habe ich mich entschlossen, das Zeug mit den Kindern anzukucken, und sie mal ehrlich nach ihrer Meinung zur Sache zu befragen. Echte Fragen mit Kindern bedenken - das war doch das Ziel, oder?

Übrigens ist mir zu jenem oben genannten Verlag gleich ein sogenanntes "katechetisches Büchlein" eingefallen, in welchem ich erst am Montag geblättert habe. Da stand auch drin, dass die Kindertaufe keine richtige Taufe ist. Punkt. Und dass die Erwachsenentaufe demzufolge auch keine Wiedertaufe ist. Noch ein Punkt. Uff!
Dieses Buch gehört NICHT MIR und ich habe es in der Bibliothek anschließend in die Rubrik "Sekten/Gefährliche Kulte" eingeordnet.

2 Kommentare:

ale hat gesagt…

Nun, ich erkenne ja meine Kindstaufe auch als vollwertige Taufe an und bin nicht einverstanden wenn diese nicht gelten sollte - im Umkehrschluß allerdings die Gegenmeinung (die ja durchaus mit ernsthaften Begründungen daherkommt) als verwerflich und gefährlich einzustufen.... Hmm soviel zum einfachen Weltbild.

Philipp hat gesagt…

...ist natürlich auch ein bisschen einseitig, ok.

Allerdings erwarte ich von einem Buch, was sich als "Lehrbuch für kirchlichen Unterricht" darstellt, eine etwas dialektischere Perspektive.
Ich finde ebenso, dass sowohl Kinder- als auch Erwachsenentaufe ihre Argumente haben. Dass das eine aber die Ungültigkeit des anderen bedeutet, möchte ich nicht argumentieren. Und - das finde ich wesentlich: dieser Standpunkt ermöglicht auch kaum Kommunikation. Und eine absolute und vor allem exklusive Position einzunehmen in Fragen, die doch letztlich nicht eindeutig zu klären sind (weder biblisch noch menschlich) das finde ich dann tatsächlich gefährlich.